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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Papiere f�r den Digitaldruck

 

HANS JOACHIM LAUE Papier besteht aus Fasern, Füllstoffen, Stärke, Hilfsstoffen und Wasser. Seine physikalischen Eigenschaften wirken sich entweder zum Vor- oder zum Nachteil für Inkjet- oder Tonereignung aus, desgleichen in Druck und Verarbeitung. Die spezifischen Eigenschaften des Papiers geben den Ausschlag, ein gutes Druckergebnis zu erzielen. Letzten Endes ist das «richtige» Papier ein Mehrwert, der den Horizont erweitern und für Stimmung sorgen kann. Das schliesst nicht aus, bestimmte Vorlieben hinsichtlich Kreativ- (Creative Class), Büro- (Office Class) und Umweltpapieren (Ecology Class) zu haben und zu pflegen.

Recycling und Nachhaltigkeit

Aufgrund des Klimawandels ist die Papierökologie wieder stärker in den Blickwinkel gelangt. Im Inland werden pro Jahr um die 900000 Tonnen Altpapier und -karton verwertet, zum Beispiel von Karton Deisswil, Perlen Papier und Utzenstorf Papier. Aus dieser Altpapierverwertung resultieren Recyclingmaterialien wie Faltschachtel- und Graukarton, Haushalts- und Hygienepapier sowie Wellpappe und Zeitungspapier. Allerdings wird das von den Endverbrauchern zur Entsorgung übergebene Altpapier immer häufiger zur Erstellung von digitalen Druck­erzeug­nissen verwendet. Nicht alle lassen sich im Recyclingprozess leicht deinken. Die Deinkbarkeit der Makulatur von Heim-, Büro- und Profiprintern fällt höchst unterschiedlich aus. Gemeint ist damit die Entfernung der Inkjettinten, Trocken- oder Flüssigtoner sowie anderer Stoffe von den wiederverwendbaren Fasern des Altpapiers.

Während der Altpapieranteil bei Zeitungspapieren bis zu 100 Prozent betragen kann, liegt er bei gestrichenen Magazinpapieren meistens noch weit unter 75 Prozent. Für diese Magazinpapiere werden häufig die Computerausdrucke grösserer Unternehmen recycelt. Vielleicht Ihre? Die Schweiz exportiert auch Altpapier. Seit der Schliessung der Papierfabrik Zwingen wird kein grafisches Recyclingpapier mehr in der Schweiz hergestellt. Doch aus ökologischer Sicht spielt es keine Rolle, bei welcher Recyclinggattung Altpapier und Altkarton eingesetzt wird. Eine «urwaldfreundliche kantonale Verwaltung», wie es sich WWF Schweiz und andere Institutionen vorstellen, die je 50 Prozent Recycling- und FSC-Papiere verwendet, gibt es heute ohnehin noch nicht. Selbst die Banken, Versicherungen und Telekommunikationsanbieter beschaffen im Durchschnitt erst 13 Prozent Recycling- und 31 Prozent FSC-Papier, also noch ein enormes Potenzial zur Vergrösserung der Marktanteile.

FSC-Papiere gehören zu den Bedruckstoffen mit der Ressource Holz (als Faser bzw. Zellstoff), bei der das Gütesiegel (wie auch das von PEFC-Papieren) eine Gewährleistung für Nachhaltigkeit ist. Die nachhaltige Entwicklung besagt, dass die Bedürfnisse der Gegenwart gedeckt werden, ohne zukünftigen Generationen die Grundlage für deren Bedarf zu stehlen. Weil der Raubbau an Waldbeständen in einigen Regionen der Erde überhand genommen und damit auch klimatische Veränderungen verursacht hat, schrillen die Alarmglocken fünf vor zwölf. Allerdings deuten Wirtschaftsdaten darauf hin, dass vom weltweiten Holzverbrauch mehr als die Hälfte für Energie bereitgestellt wird, davon etwa 90 Prozent in den Entwicklungs- und 10 Prozent in den Industrieländern. Die restliche Menge, also nicht ganz die Hälfte, wird industriell genutzt, wobei ungefähr 70 Prozent auf Industrie- und 30 Prozent auf Entwicklungsländer fallen. Von diesem Holz für die indust­riel­le Nutzung benötigt die Papier- und Zellstoffbranche etwa 9 Prozent oder weniger als ein Zwanzigstel des gesamten Holzverbrauches. Jedoch wird der Rohstoff Holz für die Herstellung von Bioethanol als CO2-neutraler Benzin­ersatz immer wichtiger.

Format und Notwendigkeit

Übrigens scheint eine schweizerische Herstellung von Recyclingpapieren für den Kopier- und Digitaldruckbedarf ökonomisch wenig sinnvoll zu sein. Für die Konkurrenzfähigkeit mit den Importen bräuchte es hierzulande eine Papiermaschine in der Kapazitätsgrösse um die 400000 Jahrestonnen, also so leistungsfähig wie die grösste bei M-real in Biberist. Doch der jährliche Verbrauch des gängigen Kleinformats A4 in der Schweiz für Desktopprinter, Digitaldrucksysteme, Kopierer und Kleinoffsetdruckmaschinen liegt nach geschätzten Angaben zwischen 100000 und 120000 Tonnen pro Jahr. Das sind ungefähr 6–7 Prozent des schweizerischen Gesamtverbrauchs an Papier und Karton. Obwohl der Anteil des Jahresverbrauchs einzelner kantonaler Verwaltungen im Gesamtpapiermarkt Schweiz prozentual eher Peanuts sind, sind diese Institutionen aber doch wichtige Vorreiter. Wenn immer es möglich und rechtlich zulässig ist, setzen sie Papiere aus Schweizer Produktion ein, zunehmend solche mit dem FSC-Gütesiegel.

Für die Digitaldrucksysteme gelangen nebst A4 beispielsweise bei Océ CPS und Xerox Docucolor auch die Formate A3 und A3+ (30,5x45,7 cm) sowie bei Xerox iGen3 das Format SRA3 (32x45 cm) und für HP Indigo auch die Formatgrösse 32x46 cm zum Einsatz. Anstelle von Bogen- beziehungsweise Blattformaten arbeiten die Drucksysteme von Xeikon in den Rollenbreiten 32 und 50 cm, sodass damit z.B. auch ein langes Bogenformat von 32x2700 cm bedruckt werden kann. Das Sortiment an Rollenpapier für Xeikon-Systeme ist hierfür klar definiert. Obwohl das Angebot sehr breit ist, wird es wohl kaum jemals die Vielfalt des Bogenbereiches erreichen. Denn aus den für den Offsetdruck konfektio­nierten Bogenformaten von beispielsweise 70x100 cm lassen sich auch jene für die Digitaldrucksysteme schneiden. Vorausgesetzt, diese Bedruckstoffe sind dafür tauglich. Tauglichkeit für Laser-/LED-Drucksysteme und -Farbkopierer von Canon, Lanier, Ricoh, Xerox u.a. bedeutet, dass die Papiere beispielsweise über eine tiefe relative Feuchte verfügen, elektrostatisch optimiert und gegen Hitze resistent sind. Speziell bei der Xerox iGen3 können auch Papiere aus dem normalen Offsetdrucksortiment eingesetzt werden, sofern sie von Xerox getestet und in die so genannte «Recommended List» aufgenommen worden sind, wobei diese Liste laut Sihl+Eika laufend ergänzt wird. Ähnlich verhält es sich bei den Océ-CPS-Systemen, die mit wenig Hitze auskommen und ebenfalls getestete Offsetpapiere bedrucken.

Grenze und Laufrichtung

Strukturierte Papiere sind hier bedruckbar, ebenso mit den Systemen von Kodak Nexpress, die Offsetpapiere von circa 80 bis 300 g/m2 zulässt. Die digitalen Bogendrucksysteme von HP Indigo sind insofern ein Sonderfall, als dass nur geprüfte ein- oder beidseitig gestrichene Papiere bedruckt werden sollten. Naturpapiere sind nur bedingt ohne Primer, d.h. ohne vorbehandelte Oberfläche, einsetzbar. Bei vielen Natur- und Kreativpapieren ist eine Primerschicht erforderlich. So behandelt sind die wenigstens Sorten beim Papiergrosshändler ab Lager verfügbar. In der Regel können aber ungestrichene Papiere in nützlicher Frist mit einer Primerschicht versehen und geliefert werden, auch für Kleinstmengen. Jedoch sollten die geprimerten Qualitäten innerhalb von drei Monaten nach Wareneingang bedruckt werden.

Nach oben und unten sind wie bei den Offsetdruckmaschinen ebenfalls Grenzen bei der Grammatur gesetzt. So können Geräte beispielsweise von Canon, Danka und Xerox ab etwa 64 g/m2, die Xerox iGen3 ab 60 g/m2 verarbeiten. Die HP Indigo Press 3000 und die 5000 akzeptieren auch Bedruckstoffe bis 350 g/m2. Ansonsten kommen für den Grammaturbereich zwischen etwa 80 und 250 g/m2 mehr oder weniger alle im Schweizer Markt eingeführten Digitaldrucksys­teme infrage. Da die Papiergrosshändler gemeinsam mit den Herstellern der Digitaldrucksysteme vor der Aufnahme in die Digitalpapierkollektion Praxistests durchführen, kann man sich in der Regel auf ihre Empfehlungen verlassen. Dennoch schliessen sie Haftungs- und Gewährleistungsforderungen jeglicher Art aus, weil verschiedene Einflüsse wie zum Beispiel die Faserlaufrichtung und die Luftfeuchtigkeit die Verwendbarkeit des Papiers recht stark beeinträchtigen.

Im Allgemeinen werden bei den Kopier- und Druckpapieren für das Büro die A4-Formate in SB (Schmalbahn) und A3-Formate in BB (Breitbahn) konfektioniert. Die Kürzel SB und BB bezeichnen die Faserlaufrichtung längs beziehungsweise quer zur Papierbahn – ein wichtiges Kriterium für den Druck und die Verarbeitung. Sie lässt sich bei gestrichenen Papieren mit der Biegeprobe je eines in Längs- und Querrichtung aus dem Bogen ausgeschnittenen Streifens (ca. 2x15 cm) feststellen. Der steifere der beiden Streifen liegt in der Faserlaufrichtung. War das nun SB oder BB? Also bitte vorher markieren. Bei ungestrichenen Papieren ist die Befeuchtungsprobe angebracht. Durch Befeuchtung mit einem Tuch oder durch kurzzeitiges Einlegen der Probe in ein Wasserbad quellen Fasern in der Querrichtung stärker auf als in der Längsrichtung. Für Kartons eignet sich die manuelle Falzprobe. Sie zeigt bei einem SB-Format einen spürbar stärkeren Biegewiderstand und einen brüchigen Falz. Im Breitbahnformat ist kaum ein Widerstand zu spüren, der Falz ist scharf und sauber, weil dieser parallel zur Laufrichtung des Kartons verläuft.

Quintessenz

Die Luftfeuchtigkeit sowie die Raumtemperatur sollten eigentlich idealen Voraussetzungen entsprechen: circa 21°C +/- 2°C, 50–55 Prozent relative Feuchte. So empfiehlt Inapa Schweiz bei Büropapieren für Desktopprinter einen kleinen Test: «Das Papier blanko durch das Gerät laufen lassen und anschliessend dasselbe Papier über den manuellen Einzug normal bedrucken. Lässt es sich problemlos verarbeiten, war wahrscheinlich eine zu hohe Feuchtigkeit die Störungsursache. Papier in diesem Fall ausreichend akklimatisieren oder ein neues Paket verwenden.»

Hohe Grammaturen von ein- und beidseitig gestrichenen Kartons neigen zu Doppeleinzügen, einige Papiersorten sollten bei dem einen oder anderen Digitaldrucksystem nur in SB oder BB verwendet werden. Alle zum Beispiel von Antalis getesteten Sorten laufen für Auflagen bis 50 Bogen in der Regel sehr gut. Einige Sorten kommen für Auflagen bis 500 oder darüber nur mit Vorbehalt infrage. Im Zweifelsfall wird zur Durchführung eines eigenen Tests geraten. Dabei stellt sich allerdings die Frage nach dem Erfordernis: Muss es unbedingt diese Papiersorte und bei der entsprechenden Auflage Digitaldruck sein? Die Digitaldrucksys­teme bringen ihre Stärken – auch aus wirtschaftlicher Sicht – bei Auflagen von bis 500 Exemplaren zur Geltung. Wobei die Kehrtwende zum Offsetdruck durchaus erst bei viel höheren Auflagen ansetzen kann – heute schon und in Zukunft. Es wird immer ein Rechenex-empel bleiben.

Grundsätzlich ist es ratsam, sich im Vorfeld zu informieren, ob der Desktopprinter, das Inhouse-Digitaldruck­sys­tem oder der Digitaldruckdienstleister die gewünschten Bedruckstoffe verarbeiten kann. Beim Desktopprinter reicht manchmal schon ein Blick in die technischen Daten der Bedienungsanleitung, die zumindest etwas über die zulässigen Grammaturen verrät. Dienstleister bieten Beratung, und natürlich stellen die Papierhändler auch Papiermuster zu Testzwecken zur Verfügung. Diese haben vor allem auch einen profunden Überblick über trendige, hochwertige, zeitlose und neue Substrate für den Digitaldruck.

 

 

Händler und Produzenten

In der Schweiz wirken vier Papiergrosshändler und drei Papierfabriken, die kompatible Papiersorten für den Digitaldruck liefern bzw. produzieren. Ausserdem sind vor allem drei ausländische Papierhersteller im Kreativbereich Marktführer:

 

Antalis
Weltweiter Händler, Tochterfirma der Beteiligungsgesellschaft Sequana Capital in Paris.
Industriestrasse 20
5242 Lupfig
Tel. 056 464 51 11
Fax 056 464 56 63

www.antalis.ch

 

Fischer Papier
Schweizerisches Familienunternehmen.
Letzistrasse 21
9015 St.Gallen
Tel. 071 314 60 60
Fax 071 314 60 69

www.fischerpapier.ch

 

Inapa
Internationale Gruppe, besitzt in der Schweiz Baumgartner Papier und Biber Papier.
Althardstr. 301
8105 Regensdorf
Tel. 044 843 18 18
Fax 044 843 18 99

www.inapa.ch

 

Sihl+Eika
Schweizer Papierhändler, Tochterfirma der Papyrus AB, Mölndal, Schweden.
Zürcherstrasse 68
8800 Thalwil
Tel. 058 580 58 00
Fax 0800 800 231

www.papier.ch

 

Landqart
Kantonsstrasse 16
7302 Landquart
Tel. 081 307 90 90

www.landqart.com

 

Ziegler Papier AG
Bahnhofstrasse 21
4203 Grellingen
Tel. 061 745 12 12

www.zieglerpapier.com

 

M-real Biberist
Fabrikstrasse 4
4562 Biberist
Tel. 032 671 34 34

www.biberist.com

 

Arjowiggins SAS
F-92442 Issy-les-Moulineaux
Tel. 0033 1 41 08 60 00

www.arjowiggins.com

 

Büttenpapierfabrik Gmund
D-83701 Gmund am Tegernsee
Tel. 0049 8022 7500 0

www.gmund.com

 

LakePaper Europe
Postfach 82 04 47
D-81804 München
Tel. 0049 89 45 67 86 86

www.lakepaper.com